Montag, 2. Juni 2014

Mittelmeer und Alpen am selben Ort

Das Programm von Birdlife Aargau tönte spannend: "Mittelmeerpflanzen und Glazialrelikte im Schenkenbergertal". So machten wir uns auf, diesen entlegenen Ort im Aargau zu besuchen. Entlegen jedenfalls, wenn man im oberen Wynental wohnt und mit dem ÖV anreisen will. Da die Führung bereits am Mittag zu Ende war, wollten wir noch eine Wanderung ins Aaretal dranhängen, was die Kinder offensichtlich nicht mitbekamen...
Blick von der Ruine Schenkenberg auf Thalheim AG

Nach fast zwei Stunden Zug- und Busfahrt waren wir in Thalheim angekommen. Rund 20 Personen, die sich für Pflanzen interessieren, versammelten sich an diesem sonnigen und warmen Sonntag um 10 Uhr in Thalheim. Der Exkursionsleiter begrüsste uns und führte uns sogleich schnellen Schrittes durch das Dorf. Am Fusse des Burghügels, bei einem Einfamilienhaus, erklärt er uns die Problematik der Neophyten anhand der Chinesischen Hanfpalme, die im Tessin bereits ein echtes Problem ist, und der Robinie. Solche Pflanzen können die einheimische Vegetation total verdrängen. Meistens sind sie für die Fauna nutzlos. Weiter lernen wir, was Archäophyten sind: Das sind Pflanzen, die auch nicht ursprünglich heimisch waren, wie zum Beispiel der Apfelbaum, aber von den Römern oder noch früher aus Asien eingeführt wurden. Beim Aufstieg zur Ruine erfahren wir Spannendes zur künftigen Entwicklung des Waldes: Der verbreitetste Baum, die Rotbuche, wird zurückgedrängt durch Arten, die die Trockenheit besser ertragen, zum Beispiel durch die Stieleiche, die Traubeneiche oder sogar durch die Flaumeiche, von er hier am Burghügel auch bereits welche gibt. 
Was ich auch nicht wusste: Der Kahle Klappertopf parasitiert Gräser und sorgt so dafür, dass die Wiesen magerer werden. Ebenfalls südländische Einwanderer sind Mehl- und Elsbeere. Sie liefern hochwertiges, edles Holz, das für besonders luxuriöse Einrichtungen verwendet wird. Weiter oben sind wir auch typischen Gebirgspflanzen begegnet, wie zum Beispiel dem Alpendost. Und das auf nur 630 müM. Bei der Ruine wurde uns ein delikater Apéro serviert von einem örtlichen Biobauer. Wir durften Wein, Apfelschaumwein, Süssmost, Brot, Fleisch und Käse degustieren. Ein Einheimischer erzählte uns viel Wissenswertes  zur Geschichte der Burg.
Nach einem kurzen Rundgang durch die Ruine machten wir uns an den Abstieg, diesmal Direttissima. Wir fühlten uns wirklich wie irgendwo in Italien oder Südfrankreich: Lichter, niederer Eichenwald weckte mediterrane Erinnerungen. Zurück im Dorf stärkten wir uns erst Mal (nach dem Apéro notabene). Die Kinder brauchten das, denn wir wollten auf der anderen Seite des Dorfes wieder hoch, hinüber nach Biberist an die Aare. Es war auch wirklich heiss, bald erreichten wir aber unter permanentem Gemotze des Jüngsten die Kühle des Waldes. Es liess erst nach, nachdem wir das Gatter, den "Pass" zwischen Thalheim und Biberstein. Nach einer letzten Pause machten wir uns an den Abstieg. Wir sahen sogar den Hallwilersee, rechts davon das Suhrental, dazwischen das Wynental. Der Wanderweg kürzte die Strasse ab und führte in Falllinie nach unten. Ein perfekter Bikeweg! Wenn da nur nicht diese doofen Verbotsschilder wären... Bald erreichten wir Biberist und warteten auf den Bus. Die Heimreise war dann um einiges kürzer, so dass wir müde und glücklich zu Hause ankamen. Und um viel Wissen reicher. Zum Beispiel, wo das Schenkenberger Tal ist.



Mediterranes Feeling beim Abstieg durch den Eichenwald


Der "Pass" ist erreicht 
Eine letzte Stärkung vor dem Schlussspurt 

Das nächste Mal müssen wir mit den Bikes hier hin! 
Aussicht ins Mittelland 


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