Donnerstag, 8. August 2013

Piz Umbrail: Durch alle Höhenstufen

Der Piz Umbrail ist ein einfacher 3000er vom Umbrailpass aus. Lediglich knapp 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Retour ergibt das dann ein Halbtagestüürli. Der Abstieg nach Val Vau und von dort mit dem Bus ins Tal ist ebenfalls möglich, allerdings alles andere als gut für die Knie. Wir wählten eine weitere Variante.
Val Vau


Wir starteten in Valchava auf 1400 Meter morgens um sechs Uhr. Es dämmerte gerade so, wir wanderten nun durch die subalpine Stufe, sprich durch Nadelwald. Der Weg schien ideal, um mit dem Bike hinunter zu fahren, was auch Fabian nicht entging. Etwas wehmütig betrachtete er den Trail und stellte sich die Ideallinie vor.
Am Fluss entdeckten wir zwei Rehe, ein Muttertier und ihr Junges. Auf der anderen Seite der Strasse stand ein weiteres, das uns regungslos anstarrt. Uns kamen Zweifel, ob es überhaupt echt ist und ob nicht irgendwo eine versteckte Kamera montiert war.
Bei der Haltestelle des Postautos, das in der Ferienzeit jeweils am Mittwoch und am Donnerstag am Morgen einmal hoch- und am Nachmittag einmal runterfährt, legten wir eine erste Pause ein. Nun kam uns die Strecke wieder bekannt vor, fuhren wir diese doch zwei Tage vorher hinunter. Bald zweigte unser Weg aber links ab und er wurde steiler. Wir erreichten die alpine Stufe, wo kaum Bäume mehr wachsen. Das Wetter war nicht über alle Zweifel erhaben. Prompt setzte Regen ein. Wir liessen uns die Laune aber nicht verderben. Ich konnte meine neue Monsun III von Veloplus ausprobieren. Aber schon bald hörte es wieder auf zu regnen, so dass ich die Jacke wieder verstauen konnte. So ging das noch mehrmals auf der Tour.
In der Steilstufe unterhalb des Lai da Rims
Am Lai da Rims, einem wunderschönen Bergsee, war eine weitere längere Pause notwendig. Wir hatten bereits mehr als 1000 Höhenmeter hinter uns.
Ankunft auf Rims
Laj da Rims
Nun standen uns noch 700 Höhenmeter bevor. Starker Wind kam auf, der uns manchmal fast umwarf. Die Kinder fanden es lustig, ich machte mir einzig Sorgen wegen Gewitter, von denen aber keine in Sicht waren. Wir kamen flott voran, behielten die Regenjacke jetzt an, da es merklich kühler geworden war mit dem Wind. Zudem setzte einmal mehr Regen ein, wir zogen auch noch unsere Regenhosen an. Nun konnten uns die Elemente kaum mehr etwas anhaben.
Lai da Rims
Nur noch wenig Bewuchs
Auf ca. 2900 Meter begegneten wir erstmals am heutigen Tag anderen Wanderern. Diese waren mit dem Postauto auf den Umbrailpass gefahren und machten die Wanderung umgekehrter Richtung. Sie hatten aber noch einen langen Abstieg vor sich. Der Gipfel war nun in Griffweite für uns, was die Moral der Kinder nochmals merklich hob.
Auf der nivalen Stufe, kurz unterhalb des Gipfels
Das Wetter hatte sich nun soweit gebessert, dass ich die Kamera wieder hervor nehmen konnte, rechtzeitig zum Gipfelsturm. Ich barg noch schnell einen Cache, bevor wir den höchsten Punkt erreichten.
Gipfel erreicht!
Dass der Gipfel leicht erreichbar ist, zeigt sich auch daran, dass mehrere Schautafeln Erklärungen liefern zu den eigenartigen Steinhaufen, die weiter unten in den Weiden sichtbar waren. Es handelt sich hierbei um Verteidigungsstellungen der Schweizer Armee aus dem 1. Weltkrieg. Die Schweizer wurden Zeugen des brutalen und sinnlosen Gebirgskrieges zwischen Österreich-Ungarn und Italien, der hunderttausende von Toten forderte.
Ausblick im Abstieg
Bizarre Landschaft im Abstieg
Überreste der Schweizer Stellungen aus dem 1. WK
Das Wetter war inzwischen wieder so freundlich, dass wir Regenjacken und -hosen ausziehen konnten. Meine Investitionen hatten sich ausbezahlt. Im Vergleich zu vorher sank das Gewicht um die Hälfte. Während meine alte Goretex-Jacke und der Faserpelz jeweils mehr als den halben Rucksack füllten, habe ich heute eine Softshelljacke von Mammut, die Veloplus-Regenjacke und die Regenhose von Gore Bike dabei. Diese nehmen im Rucksack kaum mehr Platz weg.
Verglichen mit dem Aufstieg war der Abstieg ein Klacks. Schon bald erreichten wir die Passhöhe und freuten uns auf die Einkehr ins dortige Restaurant. An der Tür prangte aber ein Anschlag: "Da die Quelle ausgetrocknet ist, bleibt das Restaurant vorübergehend geschlossen". Mussten wir halt unser Glück in Italien suchen, wo wir dann auch fündig wurden. Zum Glück, denn zwei Stunden in diesem Sturm warten wäre nicht angenehme gewesen.
Wir wollen wieder in die Schweiz!
Endlich, nach fast zwei Stunden, konnten wir in das einzige Postauto des Tages einsteigen, das uns Sta. Maria bringt. Der Chauffeur hatte begriffen, was Service bedeutet und dass diese Region auf den Tourismus angewiesen ist. Er ärgert sich selber über die Bestimmungen zur Juniorkarte, die nicht gültig ist auf dieser Strecke. Weiter unten weist er die Fahrgäste auf ein Murmeltier am Strassenrand hin. Damit es auch alle sehen, setzt er den Bus nochmals ein paar Meter zurück. Herr Chauffeur, Sie sind mein Held des Tages! Von Ihnen können die Sesselfurzer in der Zentrale noch eine Menge lernen. Nach unendlich vielen Kehren erreichten wir Sta. Maria. Nur noch zwei Kilometer zu Fuss, und wir waren wieder in unserer Unterkunft.

Insgesamt bewältigten wir 1770 Höhenmeter aufwärts und knapp 600 Meter abwärts, dies in 8 Stunden, inkl. Pausen.

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